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Chip- und Kabelbaummangel üben Druck auf den Gebrauchtwagenmarkt aus

Sowohl der Neuwagen- als auch der Gebrauchtwagenmarkt stehen unter Druck. Die Preise sind hoch, Rabatte werden kaum noch gewährt und die Lieferzeiten sind lang. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: der Mangel an Halbleitern und der an Kabelbäumen. Dies führt dazu, dass Millionen Fahrzeuge nicht gebaut werden können, was wiederum den Markt an Neuwagen verknappt und auch den Gebrauchtwagenmarkt stark beeinflusst.

Allerdings ist Auktion ist nicht gleich Auktion: Neuwagen verknappt und auch den Gebrauchtwagenmarkt stark beeinflusst. Ist schon seit längerem vom Chipmangel die Rede, so ist durch den Krieg in der Ukraine eine Kabelbaumkrise hinzugekommen. Denn viele Zulieferer deutscher Autobauer haben ihren Sitz im Westen der Ukraine. Die Werke dort können nur noch eingeschränkt liefern. Es kann daher einige Monate dauern, bis andere Werke diesen Ausfall kompensieren können.

Hinzu kommt ein Problem, das einbaubedingt ist. Kabelbäume werden bei der Produktion in einem frühen Stadium benötigt. Man kann also nicht ein Auto weitgehend fertigbauen, es abstellen und im Nachhinein die Kabelbäume installieren.

Bei Mikrochips ist das anders. Sie können auch noch nachträglich installiert werden. Im Auto sind sie unter anderem zuständig für die Steuerung von Antrieb, Fahr- und Bremsverhalten oder auch Airbags und Assistenzsystemen. Das Problem bei den Mikrochips liegt in der Produktion der Chips. Da die Halbleiter fehlen, können die Chips durch die Zulieferer nur in verminderter Zahl hergestellt werden. Die Autohersteller haben wiederum keine nennenswerte Anzahl an Chips auf Lager. Das hat zum einen mit den damit verbundenen Lagerkosten zu tun, zum anderen unterliegen Chips einem Verfallsdatum. So gerät die gesamte Autoproduktion ins Stocken.

Druck auf Gebrauchtwagenmarkt hoch

Diese beiden Gründe – Chip- und Kabelbaummangel – wirken sich schlussendlich auch auf den Gebrauchtwagenmarkt aus. Da Neuwagen Mangelware geworden sind und sich ihre Auslieferung stark verzögert, weichen Kunden zunehmend auf den Gebrauchtwagenmarkt aus und erzeugen damit eine stark erhöhte Nachfrage, die auf ein zunehmend begrenzteres Angebot trifft. Das wiederum führt zu stark steigenden Preisen bei den Gebrauchten. So wechseln inzwischen junge Gebrauchte teilweise zu Preisen von Neuwagen den Besitzer.

Bis Anfang Mai 2022 ist der Durchschnittspreis für Gebrauchte in Deutschland um knapp 27 Prozent gestiegen, von rund 25.000 Euro auf 31.800 Euro. Das waren noch einmal 0,9 Prozent mehr als im Monat zuvor. Dass es sich hierbei nicht um ein rein deutsches Phänomen handelt, zeigt die die Autobörse Autoscout24. Sie hat Ende 2021 herausgefunden, dass in Europa die Gebrauchtwagenpreise um acht Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig ging das Angebot an Fahrzeugen um elf Prozent zurück.

Biotop E-Autos

Es gibt nur einen Bereich bei den Gebrauchtwagen, der nicht von der Verknappung und den Preissteigerungen betroffen ist: „Bei Elektroautos sehen wir diese Steigerungen nicht – hier sind die Gebrauchtwagenpreise weiterhin unter Druck“, sagt Martin Weiss von Marktbeobachterin DAT (Deutsche Automobil Treuhand). Sie beobachtet seit 90 Jahren die Gebrauchtwagenpreise in Deutschland. Das liege einerseits an der hohen Förderung für Neuwagen, andererseits daran, dass die Technik sich weiterentwickelt habe und die Kunden eher das Gefühl haben, ein veraltetes Produkt zu kaufen, folgert Weiss.

Letztlich führt die momentane Situation dazu, dass potenzielle Autokäufer ihr aktuelles Fahrzeug länger fahren werden. Die Preisexplosion beim Kraftstoff aufgrund des Ukrainekriegs führt außerdem dazu, dass Homeoffice weiterhin ein beliebtes Modell bleibt. Dieses Mal aber nicht, um einem Virus aus dem Weg zu gehen, sondern der Tankstelle.

Es wird noch lange dauern, bis sich der Markt für Neu- und Gebrauchtwagen wieder normalisiert haben wird. Dies kann erst passieren, wenn Halbleiter- und Kabelbaummangel überwunden sind und genügend Neuwagen angeboten werden.

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