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Elektroautos reparieren: Was Kfz-Werkstätten benötigen

An Elektroautos führt in den kommenden Jahren kein Weg vorbei. Auch große Flottenbetreiber wie die Europcar Mobility Group mit ihren Marken Europcar und Buchbinder werden schrittweise immer mehr E-Fahrzeuge integrieren. Viele Werkstatt-Betreiber möchten darauf reagieren und sich fit machen für die Wartung und Reparatur dieser Fahrzeuge. Was sie dazu benötigen, erläutern wir im folgenden Beitrag.

Zu Beginn eines Umstiegs gilt es zunächst einmal, das eigene Personal auf den Umgang mit der neuen Technologie vorzubereiten. Das liegt nicht nur daran, dass sich die Fahrzeugkomponenten und die notwendigen Arbeiten zum Teil erheblich unterscheiden, sondern vor allem auch an den größeren Gefahren, die mit Arbeiten an E-Kfz verbunden sind. Denn aufgrund der Hochspannung, die an vielen Komponenten anliegt, kann es zur Körperdurchströmung und zu Lichtbögen mit der Folge lebensgefährlicher Verletzungen kommen.

Zudem ist es möglich, dass die neuen Batterien bei unsachgemäßem Umgang durch Überhitzung oder Beschädigung in Brand geraten. Diese Brände wiederum sind kaum unter Kontrolle zu bringen. Entzünden sich dadurch weitere Gegenstände in der Umgebung, kann der Schaden im schlimmsten Fall den gesamten Betrieb betreffen.

Entsprechend hoch sind die Veränderungen, die die E-Mobilität im Arbeitsalltag für Fach- und Führungskräfte mit sich bringt. Wartungs-, Reparatur- und Service-Leistungen dürfen laut berufsgenossenschaftlichen Vorgaben sogar nur von speziell weitergebildetem Fachpersonal durchgeführt werden. Ohne eine entsprechende Qualifizierung dürfen Beschäftigte nicht einmal einen Reifen wechseln.

Qualifizierung in drei Stufen

Die Fortbildung des Personals erfolgt in Seminaren, die von Prüforganisationen wie etwa TÜV und Dekra, aber auch von einigen Autoherstellern und Zulieferunternehmen angeboten werden. Vorgegeben sind von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) drei Qualifizierungsstufen (DGUV-Information 200-093), die den Fachkräften schrittweise immer mehr Freiheiten beim Umgang mit elektrifizierten Kfz geben.

Nach der ersten Qualifizierungsstufe gelten Fachkräfte als „Fachkundig unterwiesene Person (FuP“). Entsprechend geschulte Personen dürfen allgemeine Arbeiten am Fahrzeug, die nicht direkt das Hochvoltsystem – kurz HV-System – betreffen, durchführen. Das sind zum Beispiel Arbeiten an der Karosserie, an der Lenkung und an konventionellen Bremsanlagen sowie der Wechsel von Öl und Rädern. Auch Schweiß-, Bohr- und Schleifarbeiten sind möglich.

Die nächste Stufe der Weiterbildung führt zur Qualifizierung als „Fachkundige Person (FHV) für Arbeiten an HV-Systemen im spannungsfreien Zustand“. Bei dieser Fortbildung lernen Fachkräfte, HV-Systeme und -Komponenten von elektrischer Spannung zu befreien. Ist der spannungsfreie Zustand hergestellt, dürfen diese Systeme und Teile anschließend von der FHV-Person oder unter ihrer Aufsicht instandgesetzt, ausgewechselt, geändert oder geprüft werden.

Am Ende der dritten Qualifizierungsstufe ist eine Fachkraft schließlich eine „Fachkundige Person für Arbeiten an unter Spannung stehenden Hochvoltsystemen“. Diese Qualifizierung ist unter anderem nötig, um an HV-Komponenten, die unter Spannung stehen, Fehler suchen zu dürfen. Ebenso darf nur eine derart qualifizierte Person an Energiespeichern arbeiten oder Hochspannungsprüfungen nach Herstellervorgaben durchführen. Wenn nicht sichergestellt ist, dass ein spannungsfreier Zustand herrscht, und Beschäftigte direkt oder mit Gegenständen HV-Komponenten oder andere Teile berühren können, ist diese Qualifizierung ebenfalls erforderlich.

Unabhängig von diesen Qualifizierungen haben Kfz-Betriebe dafür zu sorgen, dass auch Personen, die wenig gefährliche Aufgaben beim Umgang mit den E-Fahrzeugen übernehmen, wie etwa den Wechsel von Scheibenwischerblättern oder die Innen- und Außenreinigung, entsprechend „sensibilisiert“ sind. Unter anderem müssen diese Beschäftigten bei ihren Arbeiten darauf achten, dass zum Beispiel Serviceklappen und Motorhauben geschlossen sind, um eine Beschädigung von Hochspannungskomponenten auszuschließen.

Veränderungen in der Werkstatt

Auf dem Weg zu einer Werkstatt für Elektrofahrzeuge ist es mit der Sensibilisierung und Qualifizierung der Beschäftigten allerdings nicht getan. Denn da - wie bereits erwähnt - die Arbeiten zum Teil andere sind, gilt es auch, die Werkstatteinrichtung entsprechend anzupassen. Statt Ölwechsel und Reparaturen an Kupplung und Auspuff haben es die Fachkräfte nun mit Elektromotoren, Hochvolt-Batterien und Leistungselektronik zu tun.

Vor dem Hintergrund ist es für eine funktionstüchtige E-Kfz-Werkstatt zunächst wichtig, ein vollständiges Sortiment an Werkzeugen bereitzuhalten, die für Hochvoltumgebungen geeignet sind. Mit so genannten VDE-Werkzeugen – VDE ist der „Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik“ – sind zum Beispiel Arbeiten unter Spannung bis 1.000 Volt bei Wechselstrom und bis 1.500 Volt bei Gleichstrom möglich. Elementar sind zudem für Hochspannung ausgelegte Geräte, um Gleich- und Wechselspannung messen und Widerstands- und Durchgangsprüfungen durchführen zu können. Auch Geräte, mit denen sich Diodentests und kontaktlose Spannungsprüfungen vornehmen lassen, sind nötig.

Weiterhin notwendig ist angesichts der Gefahren auch eine geeignete Schutzkleidung. Dazu zählen neben antistatischen Hosen und Bundjacken auch Sicherheitsschuhe der metallfreien Sicherheitsklasse S3 sowie Spannungsschutz-Handschuhe. Ebenso muss für eine passende Arbeitsplatzkennzeichnung gesorgt werden. Dazu zählen zum Beispiel spezielle Schilder, die darauf hinweisen, wenn gerade Hochvolt-Arbeiten durchgeführt werden. Ergänzt werden können diese durch zusätzliche Absperrpfosten und -bänder. So werden auch Personen, denen die Hinweisschilder nicht auffallen, effektiv vor einem versehentlichen Betreten eines Hochvolt-Arbeitsbereichs gestoppt.

Sind alle Voraussetzungen erfüllt, kann es mit der Wartung und Reparatur von Elektrofahrzeugen losgehen. Auch ein Einstieg in den Handel mit gebrauchten Kfz wird so erleichtert, da eventuelle Reparaturen selbst durchgeführt werden können.

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