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EU-Ladeinfrastruktur für elektrisch betriebene LKW

Laut dem Statistischen Bundesamt haben Lkw und Busse 2021 in Europa 199,8 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Damit sind sie für mehr als ein Viertel der CO2-Emissionen im EU-Straßenverkehr verantwortlich. Da gerade der Lkw-Verkehr nicht an der deutschen Staatsgrenze aufhört und vom globalen Handel eher gefördert wird, muss eine europäische Lösung gefunden werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Anstelle des fossilen Lkw-Transports wird die Zukunft primär in der Nutzung batterieelektrischer Lkw gesehen. Hierzu ist ein europaweites dichtes und leistungsstarkes Netzwerk mit Ladestationen erforderlich.

Mehr E-Ladestationen für Lkw in Europa

In diesem Jahr hat die Europäische Union ein neues Gesetz beschlossen, das vorsieht, bis 2025 entlang der Hauptstraßen des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) alle 60 km eine Ladestation mit einer Mindestleistung von 350 kW für E-Lkw zu installieren. Entlang der Nebenstraßen des TEN-V sollen alle 100 km Ladestationen zur Verfügung stehen, sodass 2030 eine vollständige Netzabdeckung gewährleistet ist.

Um eine leicht bedienbare und einheitliche Bezahlung zu ermöglichen, soll an den Ladestationen per Zahlungskarte oder Gerät mit Kontaktlosfunktion ohne Abonnement bezahlt werden können. Außerdem sollen Betreiber auf elektronischem Weg umfassende Informationen über die Verfügbarkeit, die Wartezeiten oder den Preis an ihren Tankstellen und Ladestationen abgeben, damit diese in einer EU-Datenbank gebündelt werden und den Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

Raquel Sánchez Jiménez, spanische Ministerin für Verkehr, Mobilität und Städteagenda, erklärt dazu, dass die neue Rechtsakte ein Meilenstein für das 2021 beschlossene „Fit für 55“-Paket sei, um mehr öffentliche Ladekapazitäten in den Städten und Autobahnen in Europa zu installieren. „Fit für 55“ ist ein Paket, welches die Europäische Kommission 2021 verabschiedet hat und der EU im Kern ermöglichen soll, ihre Nettotreibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Jahr 1990 zu senken und bis 2050 klimaneutral zu sein. Aber wie realistisch ist der Ausbau der E-Ladestationen für Lkw, um die CO2-Emissionen zu reduzieren?

E-Lkw-Markt in Deutschland am größten

Aktuell wächst die Zahl der E-Lkw auf Europas Straßen nur sehr langsam. 2022 wurden laut Zahlen des Herstellerverbandes European Automobile Manufacturers' Association (ACEA) in der EU 1.656 Fahrzeuge mit externer Auflademöglichkeit neu zugelassen. Dies entspricht 33 % mehr im Vergleich zum Vorjahr. Im EU-Vergleich war der größte Markt für E-Lkw Deutschland mit 829 Zulassungen. Auf dem zweiten und dritten Platz liegen mit deutlichem Abstand Schweden mit 176 Zulassungen und Frankreich mit 166 Zulassungen.

Prognose von T&E: Lkw-Ladeinfrastruktur bis 2030 ausreichend

Entgegen einiger Vorbehalte von Lkw-Herstellern, dass ein Lkw-Ausbau aufgrund von fehlenden Ladesäulen nur langsam vorangetrieben werden könne, prognostiziert die nachhaltig orientierte Transport& Environment (T&E) nun, dass das EU-Ladenetz bis 2030 mehr als ausreichend sei, um eine deutlich ambitioniertere Elektrifizierung des europäischen Transports zu erreichen.

Die T&E-Analyse zeigt auch, dass die deutsche öffentliche Ladeinfrastruktur ausreicht, um die CO2-Flottengrenzwerte für Lkw in der EU erheblich zu erhöhen. Daher fordert T&E den deutschen Gesetzgeber auf, eine 65-prozentige Reduzierung der CO2-Emissionen der Lkws bis 2030 vorzuschreiben, was über die EU-Forderungen hinausgeht.

Laut der Prognose würde Deutschland bis 2030 dann über eine Ladeenergie von über 3,87 TWh pro Jahr für schwere Nutzfahrzeuge verfügen. Das ist doppelt so viel Energie wie deutsche E-Lkw von öffentlichen Ladestationen unter dem vorgeschlagenen Grenzwert für 2030 benötigen würden.

ACEA fordert viermal mehr Ladesäulen

Die ACEA fordert dagegen eine viermal höhere öffentliche Ladekapazität, als für die Erfüllung der CO2-Grenze bis 2030 benötigt würde. T&E befürchtet jedoch, dass eine viermal höhere öffentliche Ladekapazität zu einer Überdimensionierung des Ladenetzes führen würde und jede Ladestation dann im Durchschnitt nur noch 30 Minuten pro Tag genutzt würde.

Diese Überdimensionierung könne dann nur mit staatlichen Subventionen am Laufen gehalten werden. Im Gegensatz dazu würden bei einer Erhöhung der C02-Grenze auf 65 % im Jahr 2030 die Ladestationen im Durchschnitt vier Stunden am Tag genutzt würden.

Weiterhin gilt es zu bedenken, dass die meisten E-Lkw an privatunternehmerischen Ladestationen aufgeladen werden und demnach eine Überdimensionierung des Netzes zu einer Unterlastung der öffentlichen Ladestationen führen würde.

Ob die Prognosen und Befürchtungen der einen oder anderen Seite eintreten werden, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht eindeutig sagen. Aber es lässt sich festhalten, dass die EU mit ihrem neuen Gesetz einen entscheidenden Schritt in Richtung E-Mobilität bei LKW gemacht hat und damit der Klimaneutralität bis 2050 ein Stück näherkommen wird.

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